Supercap-Einsatz in der Schließtechnik

Supercaps in der Schließtechnik

Anwendungen | Rainer Hake | Lesedauer: 8 Minuten

Supercaps machen digitale Schließanlagen smarter

Zentral gesteuerte elektronische Schließsysteme sind in gewerblichen Gebäuden allgegen­wärtig. Solche Systeme sind häufig in ein Netzwerk integriert, das sowohl die Strom­versor­gung für die Schloss­mecha­nismen als auch die Steuer­signale liefert. Viele Hoch­sicherheits­einrich­tungen erfordern ein Batterie-Backup, oder die Möglich­keit, dass das Schloss bei einem Strom­ausfall auto­matisch in einen vorde­finierten Zustand einnimmt. Diese Anfor­derungen stellen beson­dere Heraus­forderungen an die Energie­ver­sorgung und dessen Steuerung dar. Supercap-Hersteller wie CAP-XX haben sich darauf spezialisiert.

Impulsstrom für den Schließmechanismus

Elektronische Schloss­mechanismen sind auf einen elektro­mecha­nischen Aktuator - als Magnet oder Getriebe­motor - angewiesen. In den meisten Geschäfts­gebäuden werden die Schlösser fest mit einem 12- oder 24-Volt-Stromnetz verdrahtet. Ebenfalls nehmen die meisten E-Schlösser bei einem Strom­ausfall auto­matisch einen definier­ten Zustand ein (verriegelt oder unver­riegelt). Sollte dieser Prozess im Einzel­fall nicht wün­schens­wert sein, werden Bereiche der Anlage unter­schiedlich gesteuert (offen oder geschlossen). Häufig wird eine Batterie­pufferung eingesetzt, damit das Schloss auch bei einem Strom­ausfall noch funktioniert.

Da der Platz im Schloss­gehäuse begrenzt ist, ist die Wahl der Batterie ein Kom­promiss zwischen Energie und Leistung. Sie muss die für den Betrieb des E-Schlosses über einen bestimmten Zeit­raum erfor­derliche Mindest­energie aufweisen, aber auch einen hohen Entladestrom, um den Impuls­strom für den Antrieb des Aktuators zu liefern. Dieser Faktor begrenzt die maximale Energiedichte der Batterie.

Superkondensatoren verfügen wie her­kömmliche Konden­satoren über eine physi­kalische Ladungs­speicherung. Ihre Leistung ist nicht, wie bei einer Batterie, durch die Geschwin­digkeit einer chemi­schen Reaktion begrenzt. Sie können das 100- bis 1000-fache der Leistung einer Batterie liefern und haben einen äquiva­lenten Serien­wider­stand (ESR) im Bereich von 10 bis 100 mΩ.

Der Einsatz von Superkonden­satoren zur Bewältigung hoher Spitzen­lasten kann die Batterie erheblich entlasten. Die müssen dann nur mehr für den Durch­schnitts­strom ausgelegt werden und können damit entsprechend kleiner ausfallen.

Was Supercaps in der Schließtechnik, beispiels­weise vom Hersteller CAP-XX, in Verbin­dung mit einer Batterie interessant macht, ist ihr sehr niedriger Leck­strom (IL). Dieser liegt im Bereich von ~1 - 2µA/F. Der Super­konden­sator vom Typ DMF 470mF (45mΩ ESR - siehe Datenblatt) hat zum Beispiel einen typischen IL von ~2µA. Der Leckstrom wird kontinu­ierlich aus der Batterie ent­nommen und kann daher einen erheb­lichen Energie­verlust darstellen. Mit nur 2µA IL zieht ein DMF470mF nur ~17mAh/Jahr - weniger als die Selbst­entladungsrate der meisten Batterien.

Strombegrenzung zum Schutz der Batterie

Aufgrund seines sehr niedrigen ESR kann ein entla­dener Super­kondensator einen hohen Einschalt­strom ziehen, insbesondere beim ersten Aufladen beim Zustand 0 V. In einigen Fällen kann der Innen­wider­stand der Batterie aus­reichen, um den Ein­schalt­strom auf ein sicheres Niveau zu begrenzen. Sollte jedoch eine Einschalt­strom­begrenzung zum Schutz der Batterie erfor­derlich sein, muss eine Strombegrenzung für Super­konden­satoren einbezogen werden. Der von der Batterie gelieferte Durch­schnitts­strom muss trotzdem immer stark genug sein, um den Super­kondensator während der Min­destzeit zwischen den Betäti­gungen vollständig aufzuladen.

Supercaps ermöglichen programmierbaren Fail-Safe-Zustand

Alle seriösen elektronischen Schloss- oder Türöffner­systeme garan­tieren einen definierten Fail-Safe-Zustand nach einem Strom­ausfall. Diese Funktion wird in der Regel durch eine werkseitig einge­baute mecha­nische Feder realisiert, die den sicheren Zustand als offen oder verriegelt einstellt. Dadurch kann der sichere Zustand des Schlosses nicht vor Ort pro­grammiert werden, was die Flexibilität einschränkt. Anstelle der mecha­nischen Energie in einer Feder, kann die in einem Super­konden­sator gespei­cherte elektrische Energie das Schloss bei einem Strom­ausfall in den sicheren Zustand versetzen. Dies kann vor Ort pro­grammiert werden, z. B. mit einem Link, der von einem Mikro­controller gelesen wird.

Supercap für die Schließtechnik richtig dimensionieren

Supercaps, die aufgrund ihres niedrigen ESR eine hohe Leistung liefern können, haben einen hohen C-Wert, um ausreichend Energie und Leistung für den Betrieb des Schlosses zu liefern. Bei der Auswahl des Super­konden­sators sind darüber hinaus folgende Faktoren zu berücksichtigen:

  1. Wie viel Energie wird benötigt, damit der Aktor die Aktion beenden kann?
  2. Wie hoch ist die Spitzen- und Durchschnitts­leistung?
  3. Wie hoch ist die Anfangsspannung, auf die der Super­konden­sator aufgeladen wird?
  4. Wie hoch ist die Mindest­spannung, die das Schließ­system benötigt?
  5. Der Spannungsabfall aufgrund des äquiva­lenten Serien­widerstands (ESR) für den Superkon­densator=ILOADxESR.
    Viele Ingenieure wählen C = 2E/(V2init - V2 final), wobei E die für die Betätigung des Schlosses erfor­derliche Energie und Vinit und Vfinal die Anfangs- und End­spannungen des Superkon­densators sind. Bei dieser Berechnung wird implizit davon ausgegangen, dass der ESR des Superkon­densators = 0 ist, was zu einer Unter­dimensio­nierung des Super­kondensators führt.
  6. Der Frequenzgang des Super­kondensators - wenn die Aktivierung der Sperre kurz ist (<~ 100 ms), wird die effektive Kapazität für die Impuls­breite der Aktivierung verwendet. In diesem Fall ist bei konstantem Strom der Spannungs­abfall = ILOAD x ESR + ILOADx PW/Ceff(PW), wobei Ceff (PW) die effektive Kapazität für die Pulsbreite PW ist.
  7. Wie viel Platz haben Sie? Viele Anwen­dungen erfordern einen schlanken, unauffälligen und eleganten Form­faktor. Die dünnen prismatischen Superkondensatoren von CAP-XX erfüllen diese Anforderungen. Wo kein Platzmangel besteht, können die kostengünstigeren zylindrischen CAP-XX-Zellen verwendet werden.

Abhängig von der Ausgangsspannung, auf die der Superkon­densator geladen wird, bietet CAPCOMP einen ein­zelligen Super­kondensator oder ein zwei­zelliges Modul an (Hersteller: CAP-XX). Wenn Sie eine 3V-Batterie verwenden, bieten sich die zylin­drische 3V-Zellen an (z.B. GY13R0 series). In Kürze werden auch prisma­tische 3V-Zellen verfügbar sein. Eine weitere Alter­native ist die Verwen­dung eines strom­sparenden LDOs, wie z.B. eines TPS78227, der 500nA aufnimmt, um eine einzelne Zelle auf 2,7V zu laden. Für eine höhere Versorgungs­spannung (z.B. 5V Batterie | z.B. 3.6V Lithium-Thionyl-Chlorid) muss ein Doppel­zellen-Superkon­densator verwendet werden: z.B. DMF Low ESR High Power, DMT Long Life High Temp oder DMH Ultra Thin. Dies erfordert einen Zellenausgleich.

CAPCOMP unterstützt Sie bei der Entwicklung Ihrer Superkondensatorschaltung.

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Supercap Zellen Miniatur, prismatisch

Vorteile von Supercaps in der Schließtechnik

  • Energiepufferung: Abfederung kurzzeitiger Spitzenlasten in Schließsystemen. Vorteil: Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Schließsystems.
  • Notstromversorgung: Zuverlässige Notstromversorgung für Schlösser, Sicherheitssysteme und Zugangskontrollen.
  • Schnellladung: Verbessert die Benutzererfahrung und bietet eine effiziente Lösung für den schnellen Zugriff, z.B. beim Entriegeln eines Schlosses.
  • Langfristige Nutzung: Superkondensatoren haben eine längere Lebensdauer im Vergleich zu herkömmlichen Batterien. Vorteil: Senkung der Wartungskosten und Minimierung von Ausfallzeiten.
  • Umweltfreundlichkeit: Superkondensatoren sind umweltfreundlicher als herkömmliche Batterien.

Insgesamt können mithilfe von Superkondensatoren fortschrittlichere und effizientere Schließsysteme entwickelt werden, die den steigenden Anforderungen der elektronischen Sicherheit gerecht werden.

Mit freundlicher Genehmigung von CAP-XX Ltd, Australia. Übersetzung und redaktionelle Anpassung: Rainer Hake

Häufige Fragen

Wer kann bei uns bestellen?

Alle, die ein Gewerbe angemeldet haben. Wir liefern sowohl an Groß­kunden als auch an mittel­ständi­sche Unter­nehmen, kleine Unter­nehmen und Ingenieur­büros. Schulen, Hochschulen, Universitäten und öffentliche Ein­richtungen werden ebenfalls technisch beraten und beliefert. Je nach Abnahme­menge und Produkt gewähren wir gestaffelte Preise, die tages­aktuell variieren können. Fragen Sie uns nach einem indivi­duellen Angebot.

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Was können Sie von CAPCOMP erwarten?

Eine wettbewerbsfähige, faire Preis­gestaltung und eine klare Kommu­nikation stehen an oberster Stelle. Wir leben von lang­fristigen Kunden­beziehungen. Darum kümmern wir uns auch sehr intensiv um eine fachlich einwand­freie Beant­wortung Ihrer Fragen und Anliegen. Die Beratungs­qualität und Vertriebs­performance von CAPCOMP wird von unseren Industrie­kunden sehr geschätzt. Ihr Erfolg ist unser Erfolg.

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QS/QM, Health&Safety, Konformitätsbescheinigungen, Compliance und Environmental Certificates

  • ISO 9001:2015
  • ISO 14001:2015
  • UK Conformity
  • CE Conformity
  • EU RoHS
  • SDS Safety Data
  • TEC TSCA COC
  • EU REACH
  • CRRC
  • Halogen Free
  • et al
Warum werden Bauelemente wie Ultracaps unterschiedlich bezeichnet?

Die Begriffsvielfalt erklärt sich aus den in der Elektronik­branche üblichen englisch­spra­chigen Begriffen, die oft mit deutschen Bezeichnungen vermischt, bzw. synonym verwendet werden. Teil­weise wurden / werden auch von Herstellern Kunst­begriffe eingeführt, um sich von Wettbe­werbern besser zu unter­scheiden. Hier die wich­tigsten Beispiele:

Doppelschichtkondensatoren (DSK) werden gleich­bedeutend bezeichnet als:

  • EDLC (Electric Double Layer Capacitor)
  • Superkondensatoren [DE] = Supercapacitors [EN] = Supercaps [EN]
  • Ultrakondensatoren = Ultracaps
  • Goldcap™  [Panasonic]
  • Boostcap™  [Maxwell]
  • Greencap™  [Samwha]
  • PURIXEL™  [Pureechem] für Supercap-Zellen
  • PURETRON™  [Pureechem] für Supercap-Module

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